Der Rebschnitt kennzeichnet den Start eines neuen Jahrgangs und entscheidet maßgeblich, wie viele Trauben und vor allem von welcher Qualität im Sommer wachsen werden. Ohne ordentlichen Rebschnitt würde ein Weinstock kaum Trauben tragen, die für die Weinbereitung geeignet wären. Denn Trauben entstehen nur an Trieben, die ein Jahr alt sind. Ältere Triebe tragen keine Trauben mehr. Sie würden nur weiter wachsen und dem Rebstock wertvolle Energie entziehen, die er für die Bildung von reifen Trauben bräuchte.
Das hört sich jetzt alles sehr logisch und einfach an. Dennoch ist das Schneiden einer Weinrebe mindestens genauso komplex wie das Schneiden eines Apfelbaumes. Winzer können beim Rebschnitt schon viel beeinflussen und unter anderem den Ertrag des kommenden Jahrgangs festlegen.
Die verbreiteste angestrebte Reberziehung in Europa ist das Guyot-System. Hierbei wird dem Rebstock alles alte und neue Holz genommen. Nur ein einziger einjähriger Trieb, der möglichst nah am Stamm ist, wird behalten. Dieser einzelne Trieb wird auf 5-15 Augen (Knospen) gekürzt und anschließend an den Drahtrahmen gebunden. Er wird im kommenden Sommer die Trauben tragen.
Neben der Vorbereitung des tragenden Triebes für das kommende Jahr, muss aber auch schon eine Stelle am Stamm vorbereitet werden, die im nächsten Jahr die Trauben tragen soll. Hierbei wird ein Trieb auf 1-2 Augen zurückgeschnitten.
Neben dem Guyot-System gibt es weltweit verschiedene Reberziehungen, die das Vorgehen beim Rebschnitt beeinflussen.
Der beste Zeitpunkt für den Rebschnitt ist im Frühjahr, wenn der Rebstock bereits Wasser zieht. Denn dann werden mögliche Keime und Bakterien aus den verursachten Schnittstellen durch den Wasserdruck des Rebstocks gedrückt. Leider ist es den meisten Weinbaubetrieben nicht möglich, alle Reben zum optimalen Zeitpunkt zu schneiden. Pro Rebstock werden für diese Arbeit 30-40 Sekunden benötigt. Bei mehreren tausend Rebstöcken ist so mancher Winzer den gesamten Winter mit dem Rebschnitt beschäftigt. Der Rebschnitt ist die wohl zeit-intensivste Arbeit im Weinbau.